…niemand mag sie so richtig, aber jeder weiß, dass er sie braucht. Damit steht die Off-Season für mich auf einer Stufe mit meinem Zahnarzt. Er ist ein super netter Typ und hat mir nichts getan – aber gerne hingehen tue ich trotzdem nicht.
Die Off-Season ist bei den meisten Triathleten aktuell in vollem Gange oder neigt sich gerade dem Ende zu. Off-Season bedeutet dabei, dass ein Triathlet nach dem letzten Wettkampf der Saison einfach mal die Seele baumeln lässt und sich eine Auszeit vom Triathlon und dem häufigen Training nimmt. So viel zur Theorie. Die Praxis sieht leider oftmals anders aus, auch bei mir. Dieses Jahr habe ich mir deshalb gleich zwei Off-Seasons gegönnt
Die erste begann nach meiner Teilnahme am Köln-Triathlon. Danach habe ich erstmal zwei Wochen lang komplett auf Sport verzichtet, um im Anschluss nochmal ein bisschen ins Training einzusteigen. Mitte Oktober fand ja schließlich noch der Pfalztrail statt, den ich nicht komplett untrainiert angehen wollte. Nach dem Pfalztrail habe ich mir dann die “richtige” Off-Season gegönnt. Dabei war ich noch u.a. eine Woche mit meiner Liebsten im Urlaub und habe Portugals Sonne und Strände genossen. Und nun, nach zwei Wochen Pause, geht es so langsam wieder los mit dem Training, aktuell jedoch, wann immer möglich, eher mit Alternativtraining.
Doch was soll die Off-Season eigentlich bringen? Wie die Überschrift schon sagt: sie ist wie der Zahnarzt. Die Zähne können nach außen noch so toll aussehen, dennoch können sie innerlich beschädigt sein. Ähnlich ist es mit dem Körper. Deshalb dient die Off-Season dazu, einfach mal Abstand vom Sport zu gewinnen, neue Kraft zu tanken, kleinere Blessuren auszuheilen, neue Motivation zu schöpfen und sich mal etwas zu gönnen. Da Triathleten ja als Asketen unter den Sportlern bekannt sind und sich während der Saison ein bisschen selbst geißeln, um das letzte Watt mehr Leistung aus sich herauszuholen, ist es gerade für sie umso wichtiger, einfach mal den Körper auf Stand-by zu schalten und die Füße hochzulegen.
Das ist nicht immer einfach, auch für mich nicht. Aber es muss ja auch kein kompletter Sportverzicht sein: Abwechslung ist das A und O. Das, was während der Saison oft zu kurz kommt, kann in der Off-Season gut und gerne ins “Training” eingebaut werden. Ob Klettern, Turnen, MTB fahren oder was auch immer euch als alternative Bewegungsform Spaß macht – alles ist erlaubt, nichts muss. Denn nichts tun ist in der Off-Season auch vollkommen in Ordnung. Oder einfach mal ohne Plan und Ziel loslaufen und dabei Neues in eurer Umgebung entdecken. Tut euch und euren Liebsten ruhig mal was Gutes. Vielleicht ward ihr schon lange nicht mehr in der Sauna oder in einem guten Restaurant oder ihr habt schon lange kein gutes Buch mehr gelesen? Jetzt ist die richtige Zeit dafür. Dabei büßt ihr natürlich ein wenig von eurer Form ein. Die geistige und körperliche Frische, die ihr dadurch erlangt, dient aber als wichtige Grundlage dafür, noch stärker in die nächste Saison zu starten – denn ausgebrannt kann euer Körper keine Topleistungen bringen.
Optimalerweise solltet ihr die Off-Season in einen passiven und einen aktiven Teil aufteilen: im passiven Teil (der ein bis zwei Wochen dauert) betreibt ihr wirklich gar keinen Sport und legt die Füße hoch. Normalerweise (also bei mir ist es zumindest so) fängt es dann nach spätestens zehn Tagen überall an zu kribbeln und ihr verspürt den unbändigen Drang euch zu bewegen (so geht es mir zumindest) – und dann startet ihr in den aktiven Teil der Off-Season, in dem ihr ungezielt trainiert und einfach das macht, was euch gefällt. Kein Zwang, keine festen Vorgaben. Weiterhin solltet ihr auf intensive Einheiten und Wettkämpfe verzichten.
Genießt einfach die Lockerheit des Trainings, die Freiheit, die ihr durch den Sport erfahrt und die Schönheit unserer Natur – so kommt ihr mit einem freien Geist und einem erholten Körper in die neue Saison und könnt dann vollkommen entspannt durchstarten.
Hier ein Beispiel für meine lockere Trainingswoche (3. Woche der Off-Season, aktive Regeneration, Start Mittwoch nach unserem Urlaub mit Fokus auf einen potentiellen Marathon an Heiligabend):
Mittwoch, 29.10.2014: Ruhetag
Donnerstag, 30.10.2014: Lockerer Lauf, 12,84km (01:20:13h)
Freitag, 31.10.2014: Stabilitätsübungen (15min)
Samstag, 01.11.2014: MTB fahren, 41,84km (03:06:32h)
Sonntag, 02.11.2014: Stabilitätsübungen (15min)
Montag, 03.11.2014: Kurzer Lauf, 10,38km (00:53:03h)
Dienstag, 04.11.2014: Längerer Lauf, 17,02km (01:34:18h)
Mittwoch, 05.11.2014: Ruhetag
Wie gestaltet ihr eure Off-Season? Welche Alternativen mögt ihr?