Jahresrückblick 2015. Was für ein Jahr. Selten zuvor hatte ich ein derart aufregendes und Veränderung bringendes Jahr. Nie zuvor habe ich soviel Selbstreflexion betrieben und mich derart intensiv mit der Suche nach der persönlichen Zufriedenheit und dem Glück auseinander gesetzt. Bis ich jedoch zu diesem Punkt gekommen bin, musste einiges passieren. Mein Frustrationslevel war dermaßen hoch, dass ich den „point of no return“ eigentlich schon lange überschritten hatte und für mich klar war, dass es so nicht weitergehen kann – da ich ansonsten meine Beziehung aufs Spiel setze und mich selbst nicht länger ertrage. Was liegt da also näher als einreißen und neubauen – zumindest beruflich. Sogar die Mathematik hält mit dem „ruin und recreate“-Prinzip eine Nachweis dafür bereit, dass das neu Aufgebaute besser ist als das Alte.
Mein ganz persönlicher Jahresrückblick 2015:
Januar 2015:
Dieser Monat war prägend. Auf einer Geschäftsreise mit meinem besten Kumpel hatten wir uns beide gleichzeitig dazu entschlossen, dass es mit uns und unserer damaligen Firma nicht mehr weitergehen wird. Ich hatte schon sehr lange darüber nachgedacht, zu kündigen und einfach mein Ding zu machen, aber mir fehlte der Mut. Mit einem Gleichgesinnten an meiner Seite ging jedoch vieles einfacher.
Learning 1: Allein sind wir stark, gemeinsam sind wir stärker!
Februar 2015:
Nachdem ich beschlossen hatte zu kündigen, ging es darum, meinen Plan A für die Zukunft zu konkretisieren. Im November 2014 meldete ich mich für die Sporteignungsprüfung der Sporthochschule Köln an, denn ein Sportstudium war schon immer mein Traum. Auch nach dem Abi. Damals hatte ich weder den Mut, auszusprechen, was ich eigentlich möchte, noch hatte ich den Antrieb, mich auf den Sporttest vorzubereiten. Mitte Februar war es dann soweit. Die Geschichte meiner ersten Sporteignungsprüfung ist jedoch schnell erzählt. Morgens halb 7 ging es los. Über den ganzen Tag verteilt hatte ich rechnerisch die Möglichkeit, in fünf verschiedenen Sportbereichen 20 „Fehlerpunkte“ (Defizite) zu bekommen. Genau eins durfte ich bekommen, beim zweiten hätte ich die Prüfung als „nicht bestanden“ beenden müssen. Bereits um 6:45 Uhr hatte ich nach den ersten beiden Disziplinen (Kugelstoßen und Hochsprung) zwei Defizite und trat die Heimreise an. Was folgte war der Fall in ein tiefes Loch. So tief bin ich selten gefallen. Aber genau das war der Grund dafür, dass mein Jahr genial wurde.
Learning 2: Nur wer weiß, wie es unten aussieht, weiß es zu schätzen, wenn er oben ist.
März 2015:
Ich versank im Selbstmitleid. Ein paar Tage lang saß ich jeden Abend auf der Couch, hörte gute Musik und war wie in Trance. Ich hatte versagt, zumindest wenn Versagen so definiert wird, wie es in unserer Gesellschaft der Fall ist. Eines Abends auf der Couch sah ich dann Alex Honnold im Film „böadiblabldiö“ und als ich ihn ohne Sicherung einen Felsen hochklettern sah, kribbelte es im Bauch. Ich wusste, dass ich genau dieses Kribbeln auch wieder will. Ich wusste aber auch, dass das Kribbeln nicht einfach so kommt. Als ich dann noch auf eine Dokumentation zum Pacific Crest Trail gestoßen bin, war es um mich geschehen und mir war klar, was zu tun war – kündigen, Sporteignungsprüfung die zweite und dann raus. Zu Fuß. Mein Jakobsweg-Projekt kam mir zum ersten Mal in den Kopf.
Learning 3: Höre auf Deinen Körper – wenn es kribbelt, kann es nicht falsch sein.
April & Mai 2015:
Die Planungen für den Jakobsweg begannen und mein Projekt formte sich immer mehr zu dem, was es am Ende auch wurde. Auch meine sportliche Form zeigte für den Sporteignungstest nach oben, denn ich hatte mich diesmal für eine gezielte Vorbereitung in Form eines 8-wöchigen Kurses entschieden. Doch Leichtathletik bereitete mir weiterhin Probleme. Erst am Freitag vor der Sporteignungsprüfung machte es „Klick“. Für die erste Prüfung war ich mental nicht fit – und auch für diesen Test kam der Moment, an dem ich wusste, dass ich es schaffen werde, spät. Aber er kam. Am 27.05.2015 war es dann soweit. 6:30 Uhr, Sporthochschule Köln. Und da ich aufgrund meines Nachnamens wieder in der gleichen Gruppe wie bei der ersten Prüfung war, hatte sich auch am Ablauf nichts geändert. Somit musste ich in den Disziplinen, wegen denen ich beim letzten Mal schon um 6:45 Uhr die Leichtathletikhalle verlassen durfte, zuerst ran. Doch ich war überzeugt davon, diesmal um 16 Uhr im Leichtathletikstadion beim 3.000m Lauf anzutreten. Obwohl der Probesprung beim Hochsprung misslang, blieb ich ruhig und meisterte beim ersten Wertungssprung die 1,40m. Gepushed davon ging es zum Kugelstoßen. Auch hier gelang es mir erst im zweiten Versuch, die 7,259kg über 7,6m zu stoßen – aber es gelang mir und das ist das, was zählt. Fehlte in der Leichtathletikhalle nur noch der Sprint – aber auch den meisterte ich in 13sek 0,4sek unter der Vorgabe. Der Tag fing ohne Defizit an und ich schaffte es, ihn ohne Defizit zu beenden.
Learning 4: Vorbereitung, sowohl körperlich als auch mental, entscheidet über Sieg und Niederlage. In Vertriebsschulungen wurde immer wieder Benjamin Franklin zitiert: „By failing to prepare, you are preparing to fail.“ Erst im Mai habe ich so richtig verstanden, was das wirklich bedeutet.
Juni 2015
Der Juni begann mit meinem zweiten Brüder-Grimm-Lauf von Hanau nach Steinau und endete mit meinem letzten Arbeitstag in meinem alten Leben. Adios Amigos! Bereits das Abgeben meines Kündigungsschreibens war eine geistige Befreiung. Der Austritt aus der Firma war dann das Tüpfelchen auf dem i. Mit diesem guten Gefühl kümmerte ich mich um die letzten noch ausstehenden Vorbereitungen für den Jakobsweg.
Learning 5: Gib’ Deinem Gehirn den nötigen Freiraum und Leerlauf und es gibt Dir die nötige Inspiration und viele Ideen.
Juli/August/September/Oktober 2015
Die Entscheidung, von Köln aus auf den „Weg meines Lebens“ zu gehen und auf Jakobswegen bis „ans Ende der Welt“ in Spanien zu wandern, war eine der besten Entscheidungen meines Lebens. 3141km in 88 Tagen. In Worten lässt sich die Reise schwer beschreiben. Eines ist jedoch klar: Ich habe in diesen 88 Tagen mehr über mich selbst und über andere Menschen gelernt als in den 29 Jahren zuvor. Diese Reise hat mein Weltbild nachhaltig verändert und wird mein Leben auch in Zukunft weiterhin bereichern.
Learning 6: Verlasse Deine Komfortzone von Zeit zu Zeit und wachse an und mit Dir.
November 2015:
Die Rückkehr in das „normale Leben“ fällt vielen Pilgern nicht wirklich leicht. Auch ich hatte meine Probleme damit. Meine liebe Freundin hat mir jedoch nicht nur den Rücken für meine Reise auf dem Jakobsweg freigehalten, sondern mir auch das „Ankommen“ zu Hause sehr erleichtert. Sie hat viel Verständnis für mich gezeigt und hatte immer ein offenes Ohr, egal mit welchem Problem ich zu ihr kam.
Learning 7: Liebe ist alles!
Dezember 2015:
Auf meinem Jakobsweg habe ich so viel Unterstützung von verschiedenen Menschen erhalten, dass ich etwas davon zurückgeben wollte. Und da die Mitarbeiter des Vivobarefoot Flagship Stores in Köln mich sogar bei einem Notfall unterwegs mit zwei Paar neuen Schuhen unterstützt haben, war es für mich selbstverständlich, dass ich dort im Laden einen „Diavortrag“ zu meiner Reise halte würde – auch wenn ich ein Angsthase bin, was Vorträge angeht. Der Vortrag machte mir jedoch riesig Spaß und ich überzog um ganze 30min – auch wenn ich vorher nicht gedacht hätte, dass ich die 2 ½ Stunden überhaupt füllen könnte. Mein 30. Geburtstag im Kreise meiner Familie und Freunde zeigte mir mal wieder, dass ich eine Vielzahl von Menschen hinter mir habe, auf die ich mich immer verlassen und denen ich blind vertrauen kann. Das fühlt sich gut an.
Learning 8: Menschen, auf die Du blind vertrauen kannst, geben Dir nicht nur ein gutes Gefühl, weil Du weißt, dass sie immer da sind. Sie bringen Dich dazu, zu wachsen und wachsen mit Dir gemeinsam.
Das Jahr neigt sich dem Ende zu und mein diesjähriger Jahresrückblick ist persönlicher als mein Rückblick 2014. Damals war domibility eine umgesetzte Idee. Heute ist es ein Teil von mir. Mein Blog repräsentiert das, wofür ich stehe und das wird auch in Zukunft so bleiben.
Darüber, wie es im Jahr 2016 weiter gehen wird, werde ich in naher Zukunft berichten. Nun freue ich mich auf Deinen Kommentar und wünsche Dir einen guten Rutsch ins neue Jahr!
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du hast ein wichtiges, interessantes und spannendes Jahr vollbracht, das ist wunderschön für dich, es freut mich wirklich das es junge Menschen gibt, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen, alles Gute wünsch ich dir weiterhin,
Hallo Eva,
vielen Dank für Deinen Kommentar und Deine guten Wünsche. Ich freue mich, dass Du mir regelmäßig virtuell folgst und dass Dir gefällt, was ich mache / schreibe. Komm gut ins neue Jahr!
Lieber Dominik,
ich freue mich das du ein so tolles,intensives und erfolgreiches Jahr hattest. Ich hab deinen veganen Jakobsweg mit viel Spaß und Begeisterung verfolgt. Für 2016 wünsche ich dir alles Gute !!!! Ich selbst bin erst seit Februar vegan und nicht alle Mitmenschen finden das gut. Aber trotz vieler Anfeindungen und Verletzungen gehe ich diesen Weg weiter. Ich nehm deinen Mut und deine Stärke als Ansporn und natürlich auch die Liebe zu den Tieren und unserer Erde. Alles Gute
Regina
Liebe Regina,
vielen Dank für Deinen Kommentar und für Deine guten Wünsche. Ich finde es super, dass Du trotz Widerständen Deinen Weg weitergehst und durchhälst. Ich kann Dir versprechen, dass Du gestärkt aus der Situation hervorgehen wirst.
Auch Dir alles Gute für das neue Jahr und verliere nicht den Mut!
Liebe Grüße,
Dominik
Das ist so schön zu lesen! Ich wünsche dir mit den Erfahrungen von 2015 ein gutes Jahr 2016!
Hallo Beate,
vielen Dank für Deinen Kommentar. Auch ich wünsche Dir ein tolles Jahr 2016 – lass es krachen! 🙂