Die beiden Brüder wachten kurz vor dem Weckerklingeln wenige Minuten vor 7 Uhr auf. Die Bulauhalle in Niederrodenbach begann zum Leben zu erwachen und ein geschäftiges Treiben machte sich mehr und mehr breit. Nach einem ausgiebigen Frühstück mit viel Obst und leckeren Haferkeksen bei herrlichem Sonnenschein machten sich die beiden Brüder daran, sich für den zweiten Lauf vorzubereiten.

Erstaunt stellten sie fest, dass immer noch über eine Stunde Zeit war bis zum Start. Diese Zeit nutzten die Brüder, um mit erfahrenen Läufern noch ein wenig zu fachsimpeln und mehr über die bevorstehende Etappe zu erfahren. Die zweite Etappe, die ganz im Zeichen von Dornröschen stand, sollte mit 14km die kürzeste der fünf Etappen sein, mit 195 Höhenmetern jedoch schon etwas bergiger als die Vortagesetappe. Doch auch diese Hürde konnte unsere beiden Helden nicht aufhalten.

Um Punkt 9:30 Uhr starteten sie mit den über 500 Mitstreitern von Niederrodenbach nach Neuenhaßlau. Die Sonne hatte bereits zu diesem Zeitpunkt eine gewaltige Kraft entwickelt, die die beiden Brüder jedoch nicht davon abhalten konnte, auf dieser Strecke ihr volles Potential zu entfalten. Auf den 100jährigen Schlaf wollten beide verzichten und so rannten sie dem Fluch der weisen Frau davon und kamen nach 1h 16min und 30sek in Ziel.

Nach der Dusche, welche zur Verwunderung der beiden Helden von Weiblein und Männlein gemeinsam genutzt wurde, ging es nach einer kurzen Stärkungs- und Erfrischungsphase wieder per Bustransport zurück zur Bulauhalle. Um die ganzen Transporte zu ermöglichen, hatten die Organisatoren wirklich großartige Arbeit geleistet. Nachdem das eigene Transportgefährt nach Neuenhaßlau zum Start der dritten Etappe bewegt worden war, blieben noch fünf Stunden zur Stärkung, Erholung und zur Pflege der sozialen Kontakte bis zum Start der dritten Etappe. Der Austausch unter dem laufenden Volk glich eher einem Familientreffen als einem Austausch unter wild zusammengewürfelten Menschen, was die beiden Brüdern ebenfalls verwunderte aber natürlich sehr freute, da sie als Frischlinge erst wenige Bekanntschaften gemacht hatten.

Nach einem kurzen Nickerchen bereiteten sich unsere beiden Helden gegen 16 Uhr auf den nächsten Lauf vor. Die Sonne hatte den Zenit zwar schon lange überschritten, dennoch zeigte das Thermometer mollige 33°C. Mit Schneewittchen hatte die dritte Etappe erst einmal recht wenig zu tun, auch wenn es die Namensgeberin der Etappe war. Um 16:30 Uhr fiel der Startschuss für die 17km lange Etappe. Doch schon nach kurzer Zeit hatte der Ältere der beiden aufgrund des zuvor zu sich genommenen Erdnussmus’ Probleme, den Rhythmus der vorherigen Etappe zu finden.

Der Jüngere genoss währenddessen die Strecke, die zumindest zu Teilen durch den schattigen Wald führte und so ein wenig Schutz vor dem glühenden Feuerball bot. Bei dieser Etappe hätte der Spiegel sich auf jeden Fall ziemlich schnell entschieden, wer der Schönere im ganzen Land ist. Umso bemerkenswerter ist die Leistung des Älteren, der trotz seiner Magenprobleme und den damit einhergehenden Schmerzen einen starken Willen und Durchhaltevermögen bewies – und so gemeinsam mit dem Jüngeren nach 1h 37min und 22sek in das Stadion zu Gelnhausen einlief.

Da der Ältere so tapfer gekämpft hatte, sorgte der Jüngere dafür, dass sein Bruder sich in die Hände eines Masseurs begab, während er selbst den Wagen in Neuenhaßlau abholte. Nach der verdienten Massage für den Älteren und dem Aufbau des Nachtlagers erwartete die beiden noch das Highlight des Tages: die Pastaparty und die dazugehörige Tombola.

Nachdem die beiden sich gemeinsam mit dem Mitstreitern den Magen mit leckeren Nudeln und Salaten vollgeschlagen hatten (vielen Dank für die vegane Auswahl), lauschten sie voller Freude und Belustigung den Worten von Jochen Heringhaus, der wie immer durch den Abend und damit auch durch die Gewinnziehung der Tombola leitete – und wie er das tat. Die Gewinne wurden angepriesen, als wären sie aus Gold, obwohl sie teilweise eher wie Niederlagen anmuteten. Jochen hätte dem Papst ein Ehebett und der bösen Stiefmutter ein ganzes Spiegelkabinett verkaufen können, da waren sich alle sicher.

Um 22:15 Uhr waren auch die letzten Freistarts für das Jahr 2015 verlost und Jochen entließ unsere müden Helden Richtung Ruhestätte. Dort war schon alles dunkel, als die Brüder eintrafen. Sie taten es den anderen gleich und schliefen schnell ein mit dem Bewusstsein, dass der Sonntag noch Abenteuerliches für sie bereithalten sollte. Wie viel ahnten sie jedoch zu diesem Zeitpunkt noch nicht…

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann laufen sie noch am dritten Tag.